Die Wirtschaft beklagt fehlende Fachkräfte, und das ist kein deutsches Phänomen. Eigentlich sollte die sinkende Arbeitslosenrate Grund zur Hochstimmung sein – für Unternehmer ist es das allerdings nicht wirklich. Es bedeutet nämlich, dass sich die meisten Wunschkandidaten in fester Anstellung befinden. Wer Grund zur Freude hat, sind die Arbeitnehmer. Während früher eine Bewerbung einen umständlichen Prozess bedeutete, dem sie sich x-mal unterziehen mussten, können sie heute quasi die Bedingungen festlegen, zu denen sie arbeiten möchten. Zumindest dann, wenn es sich um einen Job handelt, in dem ein großer Mangel an Kandidatenn herrscht.

Sie als Unternehmer sind allerdings angewiesen auf qualifiziertes Personal, welches maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt. Fehlen Arbeitnehmer, können Aufträge nicht mehr wie geplant abgewickelt werden, es kommt zu wirtschaftlichen Einbußen. Die Situation als solches ist uns schon lange bekannt, doch unsere Gegenmaßnahmen scheinen oftmals nicht ausreichend. Können wir von anderen Ländern Europas, welche vom selben Problem betroffen sind, etwas lernen? Die betroffenen Branchen scheinen jedenfalls überall dieselben zu sein: Ingenieure, Mathematiker, Naturwissenschaftler, Softwareentwickler und Informatikspezialisten, Hotellerie, Gastronomie, Pädagogik und natürlich die Pflege.

 

Schweden lockt mit Steuererleichterungen – aber nur für Hochverdiener

Schweden sucht ganz besonders intensiv nach IT-Spezialisten. Holte man sich früher die besten ins Land, ist man jetzt schon zufrieden, wenn sie in ihrem Heimatland für einen schwedischen Betrieb arbeiten. 70.000 Fachkräfte aus der IT-Branche hofft man in den nächsten Jahren für Schweden zu gewinnen. Unter anderem soll dies mit einer Steuererleichterung gelingen, welche allerdings erst ab einem Monatsgehalt von 9000 Euro greift. In diesem Fall müssen nur 75 % des Gehalts versteuert werden.

Für Fachkräfte aus den Bereichen der Pflege und der Gastronomie bringt diese Maßnahme natürlich nichts. Hier hat sich Schweden etwas anderes überlegt, es setzt verstärkt auf Arbeitskräfte aus dem Osten. Diese versuchen sie mit verschiedenen Hilfeleistungen und Boni zu ködern.

 

Spanien setzt auf Bildung

Innerhalb der EU ist Spanien das Land mit der höchsten Arbeitslosenquote von derzeit 13 %. Langsam beginnt sich das Land wirtschaftlich zu erholen. Die meisten offenen Stellen gibt es in den Bereichen Landwirtschaft, Bau und Gastgewerbe.

Da allerdings auch verstärkt technische Qualifikationen gefragt werden, plant Spanien eine Bildungsreform. Dazu werden 10 % der Gelder verwendet, die Spanien aus dem europäischen Wiederaufbaufonds erhält.

Weiterhin soll in Schulen und Universitäten verstärkt auf Digitalisierung gesetzt werden und befristete Arbeitsverträge sollen durch eine Arbeitsmarktreform verdrängt werden.

 

Polen: Wirtschaftsflüchtlinge nein, Zuwanderung für den Arbeitsmarkt ja bitte

Polen hatte eine sehr deutliche Meinung zur Aufnahme von Flüchtlingen während des Massenzustroms 2015/2016, nämlich „wollen wir nicht“. Was sie hingegen durchaus wollen, sind qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Dabei sind sie nicht wählerisch, ob es sich um Fachkräfte aus den Nachbarstaaten oder aus Bangladesch und Nepal handelt.

Polen hat ein Programm für Arbeitsmigranten aus Belarus, Georgien und Armenien geschaffen (eigentlich auch für Russland, ob dies jedoch angesichts der jüngsten Ereignisse immer noch so ist, entzieht sich der Kenntnis der Autorin). Während viele Polen ihr Land verlassen, wird die Lücke vor allem durch Zuwanderer aus der Ukraine geschlossen, welche allerdings oftmals nicht denselben Bildungsstandard vorweisen können.

 

Italiens Wirtschaft wächst – jede Menge Fachkräfte fehlen

Lange Zeit war Italiens Wirtschaft ein Sorgenkind der europäischen Union – jetzt geht es endlich wieder steil nach oben. Es wird exportiert, die Unternehmen suchen nach Arbeitswilligen – und es finden sich zu wenige. Vor allem die Branchen Elektronik, Maschinenbau und Baugewerbe, aber auch der Tourismus und der Handel sind stark betroffen.

Für viele Berufsbilder aus den Zweigen der neuen Technologie fehlt die entsprechende Ausbildung. Dem will Italien mit der Einführung neuer Fachhochschulen entgegenwirken und sich auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und neue Technologien spezialisieren. Über hundert solcher Institute hat Italien bereits eingerichtet, noch deutlich mehr sind geplant. Das Geld dafür stammt ebenfalls aus dem europäischen Wiederaufbaufonds.

Ein weiteres Problem, welches Italien aktiv angehen möchte, ist die geringe Erwerbstätigenquote bei Frauen. Nur knapp die Hälfte der italienischen Frauen ist berufstätig, was primär mit dem Problem der Kinderbetreuung zusammenhängt. Deshalb werden jetzt massiv Kinderbetreuungsplätze geschaffen und man versucht vor allem Geringverdiener durch Kindergeld zu entlasten.

 

Frankreich sucht nach neuen Methoden der Stellengesuche

Endlich könnte die Wirtschaft nach coronabedingtem Stillstand wieder durchstarten – wenn nicht allerorts das Personal dazu fehlen würde. Handwerk, Elektronik und ganz massiv der Bereich Pflege beklagen Fachkräftemangel. Bis zu 50.000 LKW-Fahrer fehlen in Frankreich, teilweise müssen ganze Abteilungen in Supermärkten und Warenhäusern schließen, weil sich zu wenige finden, die am Samstag noch arbeiten wollen.

Corona hat viele Arbeitnehmer auf den Geschmack des Homeoffices gebracht, die Leidtragenden sind nun jene Berufe, in denen eine Arbeit auf Distanz nicht möglich ist, wie eben auch die Pflege oder die Baubranche. Sogar große, namhafte Unternehmen, welche mit überdurchschnittlichen Arbeitsbedingungen aufwarten können, haben Probleme damit, ihre offenen Stellen zu besetzen. Dabei liegt die Arbeitslosenquote in Frankreich auf einem historischen Tiefstand.

Jobdatings und Recruitingkonferenzen sollen den Arbeitgebern dabei helfen, geeignetes Personal zu finden. Zudem entdecken Frankreichs Arbeitgeber auch vermehrt die Social Media Plattform TikTok für Stellengesuche. Start-ups, welche sich auf Hilfe bei der Personalsuche spezialisieren, schießen wie Pilze aus dem Boden.

 

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