Im Sektor Spedition und Logistik melden die Betriebe wieder vermehrt einen Fachkräftemangel, vor allem, was die Fahrer betrifft. Bereits 2017/2018 meldeten fast die Hälfte der Betriebe Probleme bei der Suche nach qualifiziertem Personal. Dann kam die Corona-Krise und der Fachkräftemangel verringerte sich durch die Umstände deutlich. Die Betriebe hatten mit Schließungen zu kämpfen, neues Personal wurde kaum mehr eingestellt, vorhandenes Personal in Kurzarbeit geschickt.
Seit es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht, geht auch die Personalsuche wieder los. Die derzeit Arbeitssuchenden kommen allerdings kaum aus der Logistikbranche, und somit fällt die Suche nach qualifiziertem Personal schwer. Vor allem der Straßengüterverkehr sieht große Probleme mit der Stellenbesetzung auf sich zukommen. Auch Sachbearbeiter im Bereich Seefracht Import/Export sind Mangelware, dabei wären viele Ausbildungsstellen frei und zu besetzen.
32,4 % der Berufskraftfahrer sind derzeit über 55 Jahre alt und werden in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen. Diese Stellen umgehend und adäquat zu besetzen, wird zu einer riesigen Herausforderung. Gutes Personal ist hart umkämpft in der Branche, täglich finden Abwerbungsversuche und Lockangebote mit besseren Bedingungen statt.
Was bedeutet Fachkräftemangel in der Logistikbranche?
Wie dramatisch sich ein Fachkräftemangel in der Logistik auswirken kann, zeigt beispielsweise ein Blick nach Großbritannien. Es droht ein Zusammenbruch der systemrelevanten Versorgungsfunktion aufgrund des Mangels an LKW-Fahrern. Da bis zu 100.000 LKW-Fahrer fehlen, sitzen 50 bis 90 % der Tankstellen bereits auf dem Trockenen oder stehen kurz davor. Die Engpässe bei Diesel und Benzin führen zu ewig langen Warteschlagen und Panikkäufen. Kurzfristig verhalf man sich mit der Aushilfe des Militärs, bzw. sollen ausländischen Kräfte eingestellt werden. Seit dem Brexit ist Großbritannien jedoch extrem unattraktiv zum Arbeiten geworden, die Einreisebestimmungen sind restriktiv.
Das Versorgungsproblem mit Treibstoff ist jedoch längst nicht das einzige Problem der Briten: In den Supermärkten gibt es immer mehr leere Regale, während die Bauern auf ihrer Ware sitzenbleiben und diese teilweise vernichten müssen. Milch wird verschüttet, die Ernte verrottet auf den Feldern, Tiere werden am Bauernhof statt beim Schlachter gekeult. Es gibt kaum eine Branche, die nicht inzwischen von den Transportproblemen betroffen ist.
Probleme in der See- und Binnenschifffahrt
Weiter ist das Problem der mangelnden Mitarbeiter natürlich nicht nur auf den Landweg bezogen, sondern auch auf den Seeweg der gesamten europäischen Union. Es besteht akuter Bedarf an qualifizierten Seeleuten mit Kenntnissen der Schifffahrt. So ist die globale Nachfrage an Schiffsoffizieren bereits seit 2005 um 12 % gestiegen. Im Jahr 2008 fehlten bereits 34.000 Offiziere, während es ein Überangebot bei den Matrosen gab. Hier ist jedoch anzumerken, dass es ernsthafte Zweifel an der Qualifikation vieler Matrosen gibt.
Die starke Nachfrage nach Schifffahrtspersonal ist durch die weltweite massive Vergrößerung der Meeresflotte bedingt. Im Sektor Seeverkehr sind hauptsächlich große Reedereien tätig, während in der Binnenschifffahrt viele Familienunternehmen tätig sind, welche vor allem von der Krise betroffen sind. Derzeit wagen auch nur sehr wenige kleine Unternehmen den Einstieg. Bereits bestehende Unternehmen kämpfen neben dem Personalmangel auch mit finanziellen Schwierigkeiten, zumal die Frachtraten sinken, aber beträchtliche Investitionskosten in Schiffe getätigt wurden. Eine geringere Zahl von Neueinsteigern in die Branche bedeutet auch, daß weniger Personal die notwendigen Qualifikationen erwirbt.
Hinzu kommt, dass die wenigsten Offiziere ein Leben lang zur See fahren wollen. An Land werden ihnen gute Aufstiegschancen geboten und es ist bessere Vereinbarkeit mit Beruf und Familie gegeben. Studien zufolge ist vor allem in Deutschland, Dänemark und dem Vereinigten Königreich die Zahl der inländischen Mitarbeiter an Bord zurückgegangen.
Unklare Zukunft der Beschäftigungslage aufgrund der Wirtschaftskrise
Kurz- bis mittelfristig wird mit einem Rückgang des Bedarfs an Seeleuten gerechnet, aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise, jedoch auf längere Sicht wird mit einem Anstieg der Flottenkapazität gerechnet. Bei den Herkunftsländern der Seeleute liegen asiatische Länder weit vorne, allen voran China, Indien und die Philippinen. Die wichtigsten EU-Herkunftsländer sind Griechenland, das Vereinigte Königreich und Italien. Außerhalb der EU rangieren auch Türkei, Russland und die Ukraine weit vorne (wenngleich hier die aktuellen Geschehnisse der Weltpolitik noch nicht berücksichtigt wurden). In der Binnenschifffahrt liegen Deutschland, Niederlande und Frankreich vorne.
Für viele junge Menschen stellt die Schifffahrt eine Möglichkeit dar, die Welt kennenzulernen. Zudem werden bei entsprechender Qualifikation gute Aufstiegschancen geboten. Der Mangel an Schiffspersonal hat zudem dazu geführt, dass die Tätigkeiten inzwischen deutlich besser bezahlt werden, als es früher der Fall war, vor allem in Mittel- und Osteuropa.
Dem gegenüber stehen enormer Stress und Arbeitsbelastung sowie die häufige Abwesenheit von zu Hause und der Familie. Reedereien und Häfen üben Druck auf ihre Offiziere aus, pünktlich anzukommen, gleichzeitig ist jedoch immer mehr Fracht zu ver- und entladen. Die Verantwortung für Schiff, Fracht und Besatzung für die Offiziere ist groß. Als negative Effekte gelten auch die Entfernung zu Krankenhäusern und medizinischer Hilfe und Sicherheitsfragen aufgrund der Piraterie. Vor allem die Aktivität somalischer Piraten führte zu einem enormen Anstieg der Vorfälle.
Was tun gegen den Fachkräftemangel in der Logistikbranche?
Für den Seeweg gelten völlig andere Voraussetzungen wie für das Anwerben von Mitarbeitern zu Lande. Wer sich für eine Laufbahn im Seeverkehr interessiert, hat meistens ein persönliches Interesse bzw. Idealismus für den Beruf. Einheitliche Qualifikations- und Ausbildungsregeln können dazu beitragen, den Beruf attraktiver zu machen. In die Aus- und Weiterbildung sollte gezielt investiert werden, damit nicht stets eine Karriere an Land vorgezogen wird.
Es könnte auch darüber nachgedacht werden, durch welche Anreize ältere Arbeitnehmer länger im Job zu halten sind. Da in der Logistikbranche viele Arbeitnehmer aus verschiedenen Nationen aufeinandertreffen, ist eine entsprechende Integration besonders wichtig, da es sonst immer wieder zu Reibereien kommt.
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